Kiddiz Figuren – eine echte Alternative

Scheinbar geht es hier erst mal um ein Figuren-Pack mit fünf Figuren. Aber es sind nicht irgendwelche Figuren. Es sind die neuen Kiddiz-Figuren aus dem Hause Kiddicraft, die eine Alternative zu den bekannten Minifiguren von Lego sein wollen.
Deshalb werde ich hier auch weniger auf das Pack als solches eingehen, von dem es auch noch verschiedene andere Versionen gibt. Ich werde mich vor allem auf die Figur an sich konzentrieren. Denn das ist schon ein großer Anspruch, die Minifigur des “Platzhirschen” herauszufordern. Ob die Figur diesem Anspruch gerecht wird? Gucken wir mal.

Natürlich gibt es Unterschiede zu den bekannten Minifiguren aus Dänemark. Und die zeigen sich bereits von außen. Der Körper sieht sehr natürlich aus und hat ausschließlich runde Formen. Auffälligster Unterschied dürfte für viele allerdings der kindhaft vergrößerte, anatomisch geformte Kopf sein.

Aber auch der Aufbau ist besonders. Oberkörper und Beine werden durch eine Stange verbunden, auf die auch der Kopf gesteckt wird. Kiddiz haben sozusagen ein Rückgrat, ohne das nichts geht. Aber sie haben auch ein “Gehirn”. Denn der Kopf besitzt keine Noppe an der Oberseite. Um Frisuren oder Hüte zu befestigen benötigt man eine 1×1 Rundplatte, die man in den Kopf steckt.

Diese Lösung ist dem Grund geschuldet, aus dem es überhaupt diese Figur gibt. Denn im europäischen Raum ist es gar nicht so leicht, eine Minifigur für Klemmbausteine auf den Markt zu bringen, die Lego nicht gerichtlich angreifen kann. Viele Figuren wurden vom Marktführer bereits durch Gerichte aus den Spielzeugläden gefegt.
Auch der Entwickler der Kiddiz-Figur, Thorsten Klahold, hatte bereits gegen Lego juristische Erfahrungen gesammelt. Dabei ging es zwar um die Figur eines anderen Herstellers, die er nur auf den deutschen Markt importiert hatte. Aber die Erfahrungen aus diesem Prozess, den er verlor, konnte er in die Entwicklung seiner eigenen Figur einfließen lassen.
Ziel war es, eine Minifigur zu kreieren, die eine rechtssichere Alternative zu den Minifiguren aus Billund für sich und andere Hersteller auf den Markt sein kann. Ein Spielset ohne Minifiguren ist eben nur ein halbes Set.

Und so sind die Unterschiede zwischen Kiddiz und Lego-Minifiguren sehr markant. Wo die Figur des Marktführers eckig und kantig ist, sind die Kiddiz abgerundet und entsprechen eher dem natürlichen Vorbild. Auch die geometrischen Formen gibt es bei den neuen Alternativen nicht. Dazu kommt der deutlich größere, absichtlich kindlich wirkende Kopf. Und auch die Hände haben angedeutete Finger. Was allerdings zu einem kleinen Problem führt, zu dem wir später noch kommen.
Ganz klar ist, wer diese beiden Figuren verwechselt, sollte meiner Meinung nach, einen Termin beim Optiker machen.

Die wichtigen Funktionen einer Klemmbaustein-Minifigur erfüllt ein Kiddiz natürlich trotzdem. Die Hände können greifen und sind drehbar, die Beine sind unabhängig voneinander bewegbar und die Figur kann stehend und sitzend aufgenoppt werden.
Witzig finde ich, dass die Köpfe von Lego-Minifiguren auf die Hälse der Kiddiz passen. Auch wenn sie nicht hundertprozentig perfekt am Körper abschließen.

Das Thema Qualität können wir schnell abhaken. Da Kiddicraft bei Panlos fertigen lässt, ist in diesem Punkt alles in Ordnung und die Kiddiz müssen sich hinter den Figuren der Konkurrenz nicht verstecken. Ich würde sogar sagen, dass die Bedruckungen teils aufwändiger und insgesamt gleichwertig, wenn nicht sogar besser wirken, als die der Minifiguren von Lego.

Das wird auch bei diesem Kiddiz Set 4 deutlich. Alle Figuren sind vorne und hinten bedruckt, sowohl auf dem Oberkörper als auch vorne auf den Beinen. Eine Figur hat zudem eine Armbedruckung. Eine Fülle an Drucken, von der wir bei der Konkurrenz zumeist nur träumen können.

Kommen wir jetzt zu den zwei kleinen Problemen, die ich mit dieser Figur habe. Als erstes ist da der recht große Kopf. Das muss man mögen. Er ist schön geformt und die Größe ist nicht übertrieben. Doch dadurch können auch nicht alle Gegenstände problemlos auf dem Rücken der Figur befestigt werden, wenn sie etwas über ihn herausragen.
Das Ziel des Entwicklers war eine kindliche Figur für Kinder. Und das ist ihm gelungen. Ich persönlich würde einen kleineren Kopf bevorzugen, kann mit diesem “Bubblehead” aber auch gut leben.

Wirklich Verbesserungsbedarf sehe ich hingegen bei den Händen. Auch wenn eins der zwei Problem nur in einem speziellen Fall auffällt.
Weniger schlimm ist, dass die Finger minimal zu kurz sind. Manche Gegenstände liegen dadurch etwas weniger fest in der Hand und eine Platte kann sie von der Seite kaum halten.
Problematischer finde ich allerdings, dass auf der Hand nichts aufgenoppt werden kann. Hier muss mit einem Extrateil unnötigerweise eine Umgehungslösung gefunden werden.
Doch insgesamt sind das keine Probleme, die das Gesamtbild zerstören.

Ich finde, Kiddicraft ist mit ihrer Kiddiz-Figur eine richtig gute Minifigur gelungen. Und um die Frage vom Anfang zu beantworten: Ja, die Kiddiz sind eine ernstzunehmende Alternative für die Figuren aus Dänemark.
Klar, wer mit den Minifiguren von Lego aufgewachsen ist, kann sich vielleicht nur schwer umgewöhnen. Das dürfte den Kindern von heute aber wohl ziemlich egal sein.
In meinen Augen sind die Figuren von Kiddicraft eindeutig besser, wenn man mit dem großen Kopf klar kommt. Sie wirken viel menschlicher und haben natürlichere Formen. Vielleicht geht Kiddicraft das Problem mit den Händen ja auch noch mal grundsätzlich an.
Und was die Funktionen angeht, können die Kiddiz alles, was die Lego-Minifiguren auch können und sind sogar einigen anderen Konkurrenten auf dem Markt überlegen.

Es bleibt zu hoffen, dass Lego nicht auch bei diesen Figuren versuchen wird, die Konkurrenz mithilfe der Gerichte zu beseitigen. Der einzige Kampf sollte in den Spielzeuggeschäften stattfinden, über die Qualität und den Preis der Sets.